Ein paar Fakten über Leinen

05. Juli, 2015

Leinen in der Antike

Eine ganze Menge an Geschichte

Zu den ältesten und interessantesten Kulturarten gehört auch Leinen oder eher Flachsleinen. Man weiß, dass er schon 5000 bis 4000 vor Christus z.B. von den Ägyptern angebaut wurde. Im Mittelalter hat man auf dem ganzen Erdball Leinenhandel betrieben. Nach und nach wurden Fabriken erbaut und der Flachs wurde zu verschiedenen Produkten verarbeitet. Für den Anbau war Handarbeit erforderlich, die nicht von Maschinen ersetzt werden konnte. Der Anbau von Faserlein ging deswegen in den letzten Jahrhunderten mächtig zurück. Neue Methoden wurden im 19. Jahrhundert gefunden, mit denen die billigeren Baumwollfasern mit der Maschine verarbeitet werden konnten. Deswegen war der Untergang für den Faserleinanbau nicht mehr aufzuhalten

Im Altertum diente Leinen für Wäsche „technische Gewerbe“ (Schiffsegel). Im XII. Jahrhundert wurde in Deutschland sehr viel Flachs angebaut. Der Leinenverarbeitung verdankten Städte wie Ulm und Nürnberg ihren Reichtum.

Heute in Deutschland finden sich in Pfahlbauten der späten Steinzeit (7500 bis 4200 Jahre vor unserer Zeit) am Bodensee sowohl Leinsaat als auch Flachsstroh und Flachsfasern. Dies waren zunächst Flachsarten, die mit den heutigen hinsichtlich Wachstum und Ertrag kaum zu vergleichen sind, oft war wohl eine Doppelnutzung von Leinsaat und Flachsfaser das Ziel der Menschen.

Im Mittelalter schon war die vielstufige Herstellungskette von Flachs bzw. Leinen weitgehend ausgefeilt und es ließen sich Qualitäten herstellen, die unsern heutigen kaum nachstanden.

Leinen fand seinen Weg in alle Bereiche des täglichen Lebens: von der Windel bis zum Totenkleid begleitete es den Menschen hautnah. Bett und Tischwäsche waren aus Leinen, Planen ebenso wie Gurte und Binden. Ein Teil der Fasern diente als Polstermaterial (Polsterwerg) oder - geteert - zum Abdichten von Schiffen oder Bottichen (Hede) Die Leinsaat und das aus ihr gepresste Leinöl war ein begehrtes Nahrungs- und Stärkungsmittel, die Holzteile aus dem Innern der Pflanze wurden verheizt. Die Gemälde des Mittelalters wären längst verblichen, hätten sie die Künstler nicht mit Leinölfirnis geschützt. Selbst in der Medizin wurde Leinen eingesetzt. Erhitzte Leinenbinden dienten zur Wundabdeckung, das bei der Herstellung extrahierbare Flachswachs wurde zum Bestandteil von Brandsalben. Was Wunder wenn eine so allgegenwärtige eigene Welt für hunderte von Jahren Sprache und Kultur prägt: noch heute kennen wir "eine Fahrt ins Blaue" (früher ein Besuch des blühenden Flachsfeldes) wir "flachsen" wenn wir Spaß machen, wir "hecheln" ein Thema durch wenn wir es immer wieder und von allen Seiten bearbeiten wie unsere Vorfahren dies mit einer Handvolle Flachsfasern taten.

Eigenschaften und Qualität

Dank seiner lockeren Webart ist Leinen sehr atmungsaktiv und kühlend. Leinen ist meist cremeweiß, lässt sich aber gut färben. Es ist sehr langlebig, reißfest, leicht und formstabil. Leinen saugt Feuchtigkeit gut auf und leitet sie schnell ab, was es zum einem beliebten Material macht.

Leinen ist eine sehr gefragte ökologische Naturfaser, die sowohl für Kleidung als auch für Wohntextilien verwendet wird.

Also, wenn Sie eines Tages auf dem Bild des römischen Legionärs, skandinavischen Wikingers, französischen Kreuzritters oder italienischer edlen Frau schauen, - wird eines gemeinsam für alle davon sein, und zwar dass alle Kleidungsstücke höchst wahrscheinlich aus Leinen gefertigt sind!